Wir planen das große Abenteuer: Anne und ich wollen eine Alpenquerung mit fast 3.300 Höhenmetern und 108 km Wanderweg von Tegernsee nach Sterzing wagen. Dass wir beide keine 40 mehr sind, wisst Ihr ja :-))
Planungstreff: Es wird spannend, ab jetzt geht es um die optimale Vorbereitung (Route, Packliste, Besorgungen ..). Wir werden uns täglich mit neuen Fotos und Kurzbericht melden und freuen uns natürlich über Eure "Begleitung"!
Ab dem 4.09. sind wir dann mal weg ... Tschüs!
Nach problemloser Fahrt im ICE nach München, von dort Weiterfahrt nach Gmund am Tegernsee wanderten wir mittags durch Wald und Wiesen nach T-Ort, um von dort mit der Fähre nach Bad Wiessee überzusetzen. Das Wetter ist schöner als wir es zu hoffen gewagt hatten, die Landschaft perfekt mit wunderschönen Aussichten. Morgen also geht es in die Berge ... Es liegt ein Wandertag mit über 800 Höhenmetern vor uns!
Gehzeit heute: 2 Std. / 11 km / 190 hm.
Der heutige Tag war eine echte Herausforderung für uns. Um 8.30 Uhr fuhren wir mit dem Bus nach Wildbad Kreuth und starteten hinter dem Ort in kühler Morgenfrische in Richtung Blauberg (1.525 m). Schnell fanden wir zu einem gleichmäßigen Tempo bei andauernder Steigung, teils über felsigen Untergrund, echt alpin! Im oberen Bereich kamen wir mächtig ins Schwitzen, weil wir der Sonne entgegen wanderten, die mittlerweile recht hoch über uns stand. Unterwegs gab es einiges zu entdecken: Originell verzierte Kuhfladen, wunderschöne Herbstpflanzenwelt, von der Natur hervorgebrachte Kunst, beeindruckende Gesteinsformationen ...
Etwa drei Stunden benötigten wir bis zur österreichischen Grenze und noch eine weitere halbe Stunde bis zu verdienten Einkehr. Nach der Pause auf der Blaubergalm - die leider garnicht mit den urigen Almen unseres geliebten Ultentals zu verleichen war - wanderten wir auf breitem Forstweg durch herrlichen Mischwald den Berg hinunter in die Klammbachschlucht, eine traumhafte Landschaft, die mich ein wenig an die Bäche und Schluchten Korsikas erinnerte.
Gegen 16.00 Uhr trafen wir in unserem Landhotel in Achenwald ein (übrigens das einzige, das uns nicht so gut gefallen hat).
Gehzeit: 5 Std. / 17 km / ca. 820 hm.
Diese etwas kürzere Etappe führte uns über den Gaiselsteig auf "einem der schönsten Wege Tirols" am Westufer des Achensees entlang von Achenkirch nach Maurach. Wer meint, das sei vielleicht nur ein Promenadenspaziergang gewesen, liegt falsch: Der Weg geht andauernd auf und ab über Stock und Stein (hier: Wurzeln und Felsen), bietet aber grandiose Aussichten und viele Bademöglichkeiten in kleinen Buchten und wunderschöne Strände am kalkhaltigen - deshalb grün-blauen - kristallklaren See.
Die sehr gastfreundliche Gaisalm unterwegs auf halber Strecke erreicht man nur per Pedes oder mit dem Schiff. Kleine Wasserfälle, sonnige wie schattige Abschnitte, herrliche Laubmischwälder und das Wandern unterhalb der edlen Felsen des Karwendelgebirges machten diese Tour auf dem Weg zum Zillertaler Alpenkamm zum Genuss. Das letzte Stück Weg des heutigen Tages führte uns von Maurach über Jenbach nach Fügen, allerdings mit dem Bus und der Zillertaler Bahn. Für uns ging ein zauberhafter Tag mit spätsommerlichen Temperaturen zu Ende ...
Gehzeit: ca. 3,5 Std. / 13,5 km / rd. 200 hm.
Die moderne Spieljochbahn brachte uns von 680 über die Baumgrenze auf 1.860 m Höhe und wir starteten in eine abwechslungsreiche Höhenwanderung mit majestätischen Ausblicken auf die umliegende Bergwelt des Zillertals, das Karwendel, Rofangebirge bis hin zum Wilden Kaiser, immer weiter ging es in südliche Richtung, über Spieljoch und Onkeljoch.
Später bestaunten wir uralte Zirbenbäume, verblühte Alpenrosenpracht und endlose Blaubeerfelder. Wir wanderten über grüne Almen und wildes Granitgestein, immer wieder gurgelten Quellen und Bäche neben unserem Steig. Auf der herrlich gelegenen Gartlalm ließen wir uns ein (alkoholfreies!) Weißbier (7,00 €!!) schmecken. Noch schöner war unsere ausgiebige Pause am wilden Gebirgsbach, unsere müden Füße erfrischten wir im eiskalten sprudelnden Wasser.
Das letzte Stück des Weges führte uns durch wunderschönen Wald in den Wintersportort Hochfügen. Heute sind wir beide ein bisschen schlapp, ein Pausentag wäre nicht schlecht ...
Gehzeit: knapp 4 Std. / 13,5 km / rd. 360 hm.
Aus dem Tal um Hochfügen arbeiteten wir uns in zwei Stunden 650 m hoch und erreichten die Rastkogelhütte (2.124 m) in den Tuxer Voralpen. Von hier aus, aber noch mehr vom nahe gelegenen Kreuzjoch (2.336 m) oder dem Arbiskopf aus hat man eine fantastische Rundsicht auf die Zillertaler Alpenwelt.
Wir wanderten - schon recht alpin - über einen Berggrat in unfassbar schöner archaischer Landschaft mit Regenwasser gefüllten Becken, die aussehen wie dunkle Augen, sie stammen noch aus der Eiszeit ... Die Eindrücke machten uns ganz still und demütig. Man möchte immer weiter einfach dort oben sitzen und schauen!
Nach dem Abstieg brachte uns ein Bus vom Melchboden in abenteuerlicher Serpentinenfahrt nach Ramsau-Hippach, von dort ging es mit der Zillertaler Bahn in wenigen Minuten nach Mayrhofen. Urplötzlich ist man in einem lebhaften Touristenort ... Nun ist Zeit für eine ausgiebige Dusche, ein leckeres Abendessen und den Rückblick auf die vielleicht bisher schönste Wanderung unserer Alpenquerung.
Gehzeit: knapp 4 Std. / 10,7 km / rd. 910 hm.
Das mit der schönsten Wanderung gestern müssen wir evtl. nochmal revidieren. Ein Bus brachte uns heute früh zum Schlegeleisspeicher, einem beindruckenden Wasserreservoir mit der größten Staumauer im Alpenraum. Hier begann der gut 2-stündige Aufstieg zum Pfitscher Joch (2.248 hm). Es ist eine der mäßig alpinen Varianten von Alpenüberquerungsmöglichkeiten, die von einigen Veranstaltern angeboten werden - die Bezeichnung "Genusswandern" passt aus meiner Sicht bestens.
Im stetigen Wechsel von Steig und (ganz wenig) Fahrstraße, Steinplatten und Stufen erreichten wir schließlich den Alpenkamm, für uns der Übergang von Österreich nach Italien (Südtirol). Ein glücklicher, auch ein wenig stolzer Moment mit grandioser Rundumsicht, nun auch zu den Sarntaler Alpen.
Die Mittagspause haben wir uns redlich verdient: Mehr Durst- als Hungergefühl, d.h. ein alkoholfreies, erfrischendes Weizen muss her!
An der Hütte trafen wir auf bekannte Gesichter: Einige Leute mit gleichem Ziel haben wir schon in Bad Wiessee zu Beginn unserer Alpentour gesehen bzw. gesprochen ...
Wieder einmal sind wir sehr dankbar für das tolle Bergwanderwetter, denn wir können nun nach erholsamer - weil ausgiebiger - Rast den anstrengenden, aber urigen Abstieg über einen serpentinenartigen, teils gerölligen Naturpfad hinab ins offene Almgebiet wählen. Die Wanderstöcke sind hier Gold wert! Bei Regenwetter müsste man eine eher langweilige Fahrstraße nehmen.
Durch Wälder und zuletzt über Almmatten wandernd gelangten wir in den Talboden nach St. Jakob (San Giacomo), ein uriges Nest mit dem freundlichen Hotel "Dorfwirt". Es erinnerte ein bisschen an meine geliebte Pension Florian im Ultental (Frühstücksbüfett und Abendmenü konnten allerdings nicht ganz mithalten).
Unsere Beine finden, dass sie für heute genug getan haben! Dabei fehlen nun nur noch knapp 20 Kilometer bis zu unserem Ziel Sterzing (der Brenner liegt nur wenige Kilometer Luftlinie von uns entfernt ...). Wir sind schon sehr gepannt!
Gehzeit: knapp 4 Std. / 15,2 km / rd. 430 hm.
Am letzten Tag unserer Wanderreise stand die Etappe von St. Jakob nach Sterzing auf dem Programm. Man kann die ganze Strecke laufen, wir entschieden uns, die ersten 5 Kilometer (um einige Asphaltpassagen zu vermeiden) mit dem Linienbus zurückzulegen. Diese Tour schenkte uns wundervolle Eindrücke in einem sehr ruhigen Schlusstal in den Südtiroler Alpen. Es ist - wie auch das Ultental bei Meran - bisher vom großen Tourismus verschont geblieben. Das gilt eigentlich für die ganze Wanderwoche: Relativ wenige Wanderer unterwegs, überwiegend naturnahe Wege, viele Bäche, Wasserfälle und jede Menge Grün (weil wir nach kurzen Hochgebirgspassagen immer wieder in bewaldete und damit auch angenehm schattige Zonen eintauchten). Die eher wenigen Einkehrmöglichkeiten unterwegs haben uns überhaupt nicht gestört.
Erst einen Kilometer vor Sterzing bekamen wir wieder die Geräusche der Zivilisation zu hören. Es war eine entspannte, landschaftich abwechslungsreiche Wanderung zum Abschluss einer ganz besonderen Wanderwoche!
Gehzeit: gute 3 Std. / 14,7 km / 110 hm.
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Es war ein Traum und ich habe mir ihn erfüllen dürfen: Einmal die Alpen zu überqueren! Gemeinsam mit Anne habe ich mich auf den Weg gemacht und wir haben die Wanderwoche, wie ich finde, echt super gemeistert. Die Wanderungen waren weniger schwierig als ich befürchtet hatte, aber durchaus herausfordend! Zumal Anne sich eine dicke Erkältung zugezogen hat, sich aber tapfer geschlagen hat und einfach weiter gewandert ist, ihr gilt mein großer Respekt! Auch bin ich ihr sehr dankbar für vieles Organisatorische, um dass sie sich im Vorfeld gekümmert hat.
Die Wanderreise (inkl. Hotelübernachtungen und Gepäcktransport) hatten wir bei Feuer & Eis gebucht, die Touren haben wir dann vor Ort problemlos in Eigenregie machen können. Meine langjährigen Erfahrungen als Wanderführerin waren hier sicherlich hilfreich (Komoot fast immer zuverlässig).
Wir hatten keine Verletzungen, haben uns nicht verlaufen und sind insgesamt tipptopp von Tegernsee nach Sterzing gewandert. Mit der Organisation, der Auswahl der Wanderwege, den Hotels (bis auf eines) und den Transfers sind wir sehr zufrieden gewesen.
Diese Alpenüberquerung kann jede/r absolvieren, die/der bei guter Kondition, richtig ausgerüstet und in der Lage ist, sieben Tage am Stück zu wandern. Wir waren in der Regel 6 Stunden (mit Pausen) unterwegs. Jeder Tag war ein wunderbarer Wandertag, nicht zuletzt dank idealer Wetterbedingungen! Es war ein tolles Erlebnis und für mich sicherlich nicht die letzte Alpenüberquerung. Ich habe da so einen Plan ...
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